zurück
Paddeltips zur Insel Öland

Wind und Wetter / Wellengang

  • Die Ostküste / Kurs Süd

  • Der starke Nordwind hielt auch bei meiner Weiterfahrt an. In der Bucht Grankullaviken waren die Windverhältnisse allerdings moderat, so daß ich ohne große Probleme zur Halbinsel Trollskogen gelangen konnte. Die Ausfahrt zurück auf die freie Ostsee durch die gekennzeichnete Fahrrinne war auf Grund des Gegenwindkurses zwar anstrengend, aber ich hatte keine brechenden Wellen von vorn und konnte so hinter der Brandung auf Ostkurs gehen und anschließend die Umrundung der Nordspitze abschließen.
    Der Nordwind ließ mich dann in schneller Fahrt auf hohen Wellen das Kap von Ängjärnsudden erreichen, wo man in die weite Bödabucht einfährt. Hier hatte ich dann sehr ruhige See und Wind von achtern. Die zuvor sehr steinige Küste weicht nun einem sehr langen Küstenstreifen, der von schmalen Sandstränden gesäumt wird. Das Hinterland wird von einem Mischwald aus Kiefern und Eichen bestanden. Im Fischereihafen des Ortes Böda habe ich dann eine Pause eingelegt und Wasservorräte ergänzt.
    Ab Böda südwärts ändert sich dann auch das Landschaftsbild der Küste. Von nun an dominiert Weideland das Küstenbild. Sandstrände kommen kaum noch vor, unzählige Findlinge liegen im flachen Wasser. Hin und wieder kommt man an einem kleinen Fischerhafen vorbei, die Dörfer liegen alle im Inselinneren. Eine Vielzahl von Hütten dient vornehmlich als Wochenendhäuschen oder zur Aufbewahrung von Angelgeschirr.
    Bei meiner Weiterfahrt in Richtung Süden hatte ich eine Zeit lang Rückenwind, was naturgemäß sehr angenehm war. Mit zunehmendem Westwind wurde es zunehmend schwieriger, in Küstennähe zu bleiben. War die See kaum bewegt, ließen sich vereinzelte Felsblöcke, die knapp unter der Wasseroberfläche lagen, leicht ausmachen. Kräuselten sich aber die ersten Wellen, war es oft sinnvoll, sich etwas weiter vom Ufer entfernt zu halten, um Kollisionen zu vermeiden. Trotzdem kam es mehr als einmal vor, daß ich mit dem Boot rittlings auf einem Felsblock aufsaß und mich wieder freipaddeln mußte.
    An einem Tag hatte ich sehr starken Wind aus südlicher Richtung, so das ich kaum voran kam. An diesem Tag habe ich dann meine Reise unterbrochen und zu Fuß das Inselinnere erkundet. Man sollte also ruhig ein, zwei Pausentage einplanen.
    Auf einem landschaftlich recht öden Abschnitt entdecke ich vor mir im Wasser einen recht auffälligen runden Stein. Beim zweiten Hinsehen war dieser aber wieder verschwunden. Eine Ostseekegelrobbe / ( Halichoerus grypus balticus ) hatte meinen Kurs gekeuzt. Die Tiere werden größer und schwerer als Seehunde und leben hauptsächlich an felsigen Küsten. Das Tier hielt sich dann eine Weile hinter meinem Boot auf und beäugte mich aus sicherer Entfernung. Am nächsten Tag kreuzten noch einmal zwei Exemplae meinen Weg. Während eines Landganges konnte ich am Strand einen halb verwesten Kadaver entdecken.
    Einen Zeltplatz für die Nacht zu finden war nie besonders schwer. Man sollte allerdings darauf achten, daß man den Platz auch wirklich für sich allein hat. Mehrmals waren mein Zelt und mein Boot am Morgen von Kühen umstellt. Die Tiere sind aber meistens harmlos. Rinder sind sehr neugierige Tiere, haben aber oftmals Angst, wenn man sich ihnen nähert. Einige Tiere sind sehr verschmust und lassen sich gerne streicheln. Allerdings sollte man sich vor Tieren mit Hörnern in Acht nehmen. Rinder reiben gerne ihren Kopf und ihre Stirn als Zeichen von Zuneigung aneinander. Bei diesen Liebkosungen kann es einem schnell widerfahren, daß man von einem Horn verletzt wird.
    Auf einigen Weiden laufen auch Bullen frei herum, sie unterscheiden sich von den Kühen durch ihren wesentlich massigeren Körperbau. Die Begegnung mit ihnen ist aber kein Grund zur Panik. Stets sollte man sich ihnen gegenüber respektvoll verhalten und Abstand halten. Hektische Bewegungen wie ein überstürztes Abbrechen des Zeltes sollte man lieber bleiben lassen. Nur ganz wenige Stiere reagieren auf die Begegnung mit Menschen aggressiv. Übrigens sind Rinder farbenblind. Man darf also gerne ein rotes Zelt mit auf Reisen nehmen. Viel stärker reagieren die Tiere auf hektische und unerwartete Bewegungen. Es kann also sinnvoll sein, am Morgen beim Zeltabbau auf das Ausschütteln des feuchten Überzeltes zu verzichten.
    An vielen Küstenabschnitten fand sich einen breiten Streifen von angespültem Seetang. Mit der Zeit beginnen diese Streifen ziemlich übel zu stinken. Auch beim Aussteigen auf sandigem Grund stiegen oftmals Gasblasen aus dem Boden auf und verbreitenten einen Gestank, der an faulige Eier erinnert. An einem Abend hatte ich mein Zelt auf einer schmalen Landzunge errichtet, der Gestank hielt sich in Grenzen. Während der Nacht allerdings bin ich mehrfach wach geworden, weil der Gestank nach Schwefelwasserstoff einfach Überhand nahm. Ab einer bestimmten Konzentration ist Schwefelwasserstoff auch giftig, daher sollte man Strandabschnitte mit mit einer starken Seetang-anschwemmung als Zeltplatz eher meiden oder etwas weiter landeinwärts sein Zelt aufbauen.

    Die fünf Leuchttürme der Ostküste

    Ganz im Norden der Insel Öland steht der Leuchtturm 'Långe Erik', ein weiß gemauerter Turm mit einem Sockel aus Naturstein. Die Höhe beträgt 32 Meter. Dieser Turm kann von Touristen besucht werden.
    Etwa 25 km weiter südlich befindet sich der Leuchtturm von Högby. Der Turm besteht aus einer Stahhlröhre und einem durchbrochenem Gerüst. Die ganze Konstruktion ist in weiß gehalten und 23 Meter hoch. Neben dem Turm steht ein massives Gebäude aus Sandstein.
    36 km weiter südlich stößt man auf den Leuchtturm von Kapelludden. Die rote Stahlrohrkonstruktion wird von einem Strebengerüst gestützt und ist 32 Meter hoch. Neben dem Leuchtturm befinden sich einige Gebäude.
    Etwa 50 km weiter im Süden steht der Leuchtturm von Segerstad. Der weiße gemauerte Turm hat eine Höhe von 22 Metern und steht zusammen mit einigen Häusern in einem kleinen Baumgruppe. Es handelt sich um ein Privatgrundstück.
    Ganz im Süden der Insel Öland findet sich der Leuchtturm 'Långe Jan', ein gemauerter weißer Turm mit schwarzem Band. Die Höhe beträgt 41 Meter. Der Turm befindet sich inmitten einer Gebäudeansammlung, die zum großen Teil zu einer ornithologischen Forschungsstation gehören. Das ganze Südende der Insel ist als Vogelschutzgebiet ausgewiesen und darf nur auf den Wegen betreten werden. Der Turm ist für Besucher geöffnet.

    Die Leuchttürme der Westküste habe ich nicht dokumentiert. Entweder befinden sie sich direkt in der Fahrrinne des Kalmarsundes oder es handelt sich um kleine automatische Leuchtfeuer, die für die Orientierung beim Paddeln kaum eine Rolle spielen.
    Weitere interessante Landmarken für die Orientierung bei der Umrundung stellen die Kirchtürme der Dörfer dar. Außerdem kann man sich gut an Funkmasten und Windkraftanlagen orientieren.

    Die Umrundung des Südspitze Ölands

    Durch die vorwiegend aus südost oder südwest wehenden Winde hatte ich nicht sehr viel Strecke machen können. Daher hatte ich nun den Ehrgeiz, endlich die Südspitze Ölands zu umrunden. Ich hatte einige Kilometer nördlich des Leuchtturmes von Segerstad am Strand campiert. Mir war schon klar, daß ich an diesem Tag mit einer Etappe von etwa 30 km zu rechnen hatte.
    Am Vormittag kam ich gut voran. Am Leuchtturm von Segerstad legte ich eine erste Pause ein, später dann noch einmal im Fischerafen von Gräsgård. Hier gönnte ich mir auch eine warme Mahlzeit und ein längeres Nickerchen in der Sonne. Als ich gegen 15 Uhr wieder im Boot saß, ahnte ich noch nicht, daß ich erst wieder nach Sonnenuntergang Land unter den Füßen haben würde.
    Der Wind wehte beständig aus südwestlicher Richtung. Somit hatte ich zwar etwas Gegenwind, doch der Wellengang war eher verhalten. Somit kam ich gut voran und erreichte bald die lange Düneninsel Sandviksreveln, die der Küste vorgelagert ist. Eine Vielzahl von Vögeln hielt sich auf den Felsen in der Ostsee auf, überwiegend Kormorane und Graugänse. Der Leuchtturm kam in Sicht und mein Kurs führte mich nun in Richtung Südwesten genau gegen den Wind.
    Der Wellengang nahm etwas zu, das Paddeln wurde etwas anstrengender, doch ich kam gut voran. Kurz vor dem Leuchtturm entdeckte ich dann Seehunde. Einige von ihnen lagen auf den Felsen in der Sonne. Bei meinem Näherkommen glitten sie ins Wasser und schwammen neugierig hinter meinem Boot her. Dabei wahrten sie aber stets gebührenden Abstand. Am Südende Ölands liegen eine ganze Reihe Felsen im Wasser, daher mußte ich mich sehr auf dass Paddeln konzentrieren. Schließlich glitt das Boot über eine lange Steinbank und ich befand mich südlich des Leuchtturmes. Ich nahm Kurs West und steuerte nun auf den Eingang des Kalmarsundes zu.
    Vor der Westküste Ölands liegen noch einige sehr flache Inseln, die mit zum Vogelschutzgebiet gehören. Zwischen Öland und diesen Inselchen ist das Wasser sehr flach, ich sah überall Steine und Felsbrocken im Wasser liegen. Daher schien mir eine Durchfahrt nicht möglich, zum anderen wollte ich die Vögel, die sich überall in diesem Gebiet aufhielten, nicht stören. Also ließ ich die Inseln zu meiner Rechten liegen und paddelte weiter hinaus in den Kalmarsund.
    Das Wasser war sehr bewegt. Der Südwestwind konnte über eine sehr lange Strecke eine recht hohe Dünung aufbauen, die oftmals 80 cm Höhe erreichte. Langsam taten mir vom Paddeln die Arme weh und ich freute mich schon auch einen nordwärtigen Kurs mit schiebendem Rückenwind. Allerdings entdeckte ich vor mir mitten im Kalmarsund eine mächtige Brandung, die auf die Südspitze Ölands zurollte. Vor mir brachen Wellen, die bisweilen eine Höhe von etwa 1,5 Metern erreichten. Ich konnte unmöglich zwischen den Inseln und der Brandung hindurch nach Norden gelangen. Das Einzige, was mir übrig blieb, war hinter die Brandungszone zu gelangen und dann einen Kurs Richtung Norden anzunehmen.
    Es kostete schon einiges an Kraft und Reserven, weit genug nach Westen zu gelangen, um hinter die brechenden Wellen zu gelangen. Endlich konnte ich den Bug in Richtung Norden drehen und hatte etwas Rückenwind, der mich doch sehr entlastete. Allerdings hatte ich es weiterhin mit einer sehr hohen Dünung zu tun und mußte aufpassen, daß ich auf den hohen Wellen nicht ins Kentern kam. Derweil ging im Westen bereits die Sonne unter und der Mond ging über der Silhouette Ölands auf.
    Nachdem ich die vorgelagerten Inseln hinter mir gelassen hatte ließen auch der Wellengang und die Brandung ein wenig nach und ich konnte mich wieder der Küste nähern. Doch nun hatte ich es mit einem felsigen Küstenstreifen zu tun, an dem die Wellen direkt gegen das Ufer krachten. Eine etwa 3 Meter hohe Steilwand mit einem kleinen Kieselstrand darunter machte ein sicheres Anlanden unmöglich. Also paddelte ich weiter nordwärts. erst gegen 21 Uhr entdeckte ich einen kleinen Küstenabschnitt, in dem mir eine Landung halbwegs gefahrlos möglich schien. Ich ließ mich von den Wellen an den Strand tragen, sprang im knietiefen Wasser aus dem Boot, packte den Bug und zerrte das Faltboot aus dem Wasser. Sehr erschöpft stand ich auf einer Wiese, umringt von Schafen, die mich neugierig beäugten.

    Im Kalmarsund

    Von nun an verlief mein Kurs in Richtung Norden. Die ersten Tage hatte ich hauptsächlich Wind aus Südwest, der mich beim Paddeln sehr entlastete. Der Charakter der Küste ist eher felsig, es ist schwieriger, Plätze zu finden, an denen man ohne Beschädigung des Faltbootes aus dem Wasser kommen kann. Dafür kann man sich im Allgemeinen dichter am Ufer halten. Auch die "Überraschungsfelsen" unter der Wasseroberfläche wurden weniger.
    Das Wetter wurde etwas schlechter. Die meiste Zeit über hing eine graue Wolkendecke am Himmel, und damit wurde es auch etwas kühler. Gelegentlich mischten sich schwere Regenschauer mit dazu, aber im Trockenanzug und mit einem Südwester auf dem Kopf ließen sich diese Wetterkapriolen gut meistern. Nördlich von Degerhamn erreicht man einen Windpark. Die Gewässer vor der Küste sind als Schutzgebiet für Seehunde ausgewiesen. Schon von weitem sah ich die Tiere auf den Felsen liegen. Als ich mich ihnen näherte, glitten sie ins Wasser und schwammen neugierig um mein Boot. Die Tiere kamen deutlich näher als die Kegelrobben ans Boot heran, hielten aber auch immer einen gebührenden Abstand. Insgesamt konnte ich zwölf Tiere zählen. Über fünf Kilometer schwammen sie hinter mir her, einige hielten weiter Abstand, eher jüngere Tiere trauten sich aber auch recht nah ans Boot.
    Mit der Zeit wurde der Wind unbeständiger. An manchen Tagen wechselten mehrfach die Windrichtungen, gelegentlich herrschte auch Flaute. DFabei konnte ich die Beobachtung machen, das sich im Kalmarsund sehr schnell eine Dünung aufbauen kann, was bei wechselnden Winden schnell zur Bildung von Kreuzseen führt. Dann entstehen unangenehme Spitzen in den Wellen, es wird schwieriger, das Gelichgewicht zu halten.
    Bei Färjestaden südlich der Ölandsbrücke bin ich für eine Nacht auf dem Campingplatz geblieben. Man kann dort sehr gut mit dem Boot an einem Sandstrand anlegen und hat die Zeltfläche direkt am Wasser. Die Übernachtung hat 60 SKR gekoste, für die Dusche braucht man 5-Kronen-Stücke.
    Nördlich der Ölandsbrücke liegt die schmalste Stelle des Kalmarsundes. Hier hat die Ostsee auf einmal den Charakter eines großen Binnengewässers. Das Ufer ist mit Schilfgürteln bestanden, dichter Mischwald säumt das Ufer. Mehrere Ortschaften und Gehöfte liegen direkt am Wasser.
    Südlich der einzigen Stadt Ölands Borgholm befindet sich das Sommersitz der schwedischen Königsfamilie und der dazugehörige Park Solliden. Das Gelände ist Sperrgebiet, ein Anlanden ist nicht erlaubt. Markiert wird das Gelände durch gelbe Warntafeln und Pylonen. Der Park kann aber besichtigt werden. Oberhalb der Stadt Borgholm befindet sich die Ruine des Schlosses Borgholm.
    Nördlich von Borgholm weitet sich der Kalmarsund wieder. Die Küsten werden schroffer und abweisender, es treten mehr Steilküsten zutage. In den Sandsteinplatten finden sich viele Fossilien. Bei Wind kann sich eine höhere Dünung aufbauen, Kreuzseen sind dafür aber seltener. Wenn man weiter nordwärts kommt hat man auch die Insel 'Blå Jungfrun' wieder im Blick.
    Nun war es nicht mehr weit bis zu jenem Punkt, an dem ich die Insel erreicht hatte und meine Umrundung gestartet hatte. Die Überfahrt am nächsten Tag zurück zur 'Blå Jungfrun' verlief problemlos, ich hatte lediglich leichten Gegenwind, das Meer war fast spiegelglatt. Für eine kurze Schrecksekunde sorgte nur ein Hering, der mir auf einmal aufs Deck sprang. Diesmal fand ich die Insel verlassen vor, die Ranger hatten die Hütte bereits winterfest verrammelt. Bei strahelndem Sonnenschein hatte ich den Felsen für mich allein. Die Überfahrt zurück zum Festland unterbrach ich noch auf einer kleinen Schäreninsel, wo ich mein letztes Nachtlager unter en Sternen errichtete.
    Am folgenen Tag erreichte ich dann Oskarshamn, wo die Reise dann wieder endete...

     

    Zurück zur Übersicht Öland

     

    zurück